Dagmar Kobbe-Runge

• Die vorliegende Masterarbeit untersucht, wie die Prinzipien des Improvisationstheaters die Grundhaltungen der Erwachsenenpädagogik der Anerkennung widerspiegeln und welche Gestaltungsmöglichkeiten sich daraus für erwachsenenbildnerische Prozesse ergeben. Ausgangspunkt ist eine theoretische Forschungslücke: Während die Erwachsenenpädagogik der Anerkennung nach Wolfgang Müller-Commichau in der pädagogischen Theorie fest verankert ist, fehlt bislang eine systematische Analyse ihrer Bezüge zu theaterpädagogischen Ansätzen und insbesondere zum Improvisationstheater. Im Rahmen einer literaturhermeneutischen Analyse werden zentrale philosophische und pädagogische Konzepte – insbesondere von Wolfgang Müller-Commichau, Martin Buber, Harald Høffding und Jacob Levy Moreno – miteinander in Beziehung gesetzt und mit theaterpädagogischen Prinzipien nach Viola Spolin, Keith Johnstone und Gunter Lösel verknüpft. Dabei wird deutlich, dass Improvisationstheater nicht lediglich eine Methode, sondern eine ethisch-ästhetische Praxis darstellt, in der Anerkennung, Dialog und emotionale Kompetenz in besonderer Weise erfahrbar werden. Das von der Verfasserin entwickelte „Prinzip des spontanen Anerkennungshandelns“ verdichtet diese theoretischen Zusammenhänge zu einem heuristischen Denkmodell, das den Zusammenhang von Haltung und Handlung in der Erwachsenenbildung beschreibt. Es eröffnet einen neuen Blick auf die dialogische, intersubjektive und ästhetische Dimension pädagogischen Handelns und zeigt auf, wie Lehrende durch eine humorvolle, spontane und verantwortliche Haltung Anerkennungsprozesse initiieren können. Die Arbeit leistet damit einen Beitrag zur theoretischen Fundierung der Erwachsenenpädagogik der Anerkennung und versteht sich als Impuls für eine Bildung, die in einer von Effizienz und Digitalisierung geprägten Welt die Menschlichkeit, Begegnung und Poesie des Lernens bewahrt.
• The present master’s thesis explores how the principles of improvisational theatre reflect the core attitudes of the Adult Education of Recognition (Erwachsenenpädagogik der Anerkennung) and what implications arise from this relationship for the design of adult learning processes. The point of departure is a theoretical research gap: while the Adult Education of Recognition, as developed by Wolfgang Müller-Commichau, is well established in educational theory, a systematic analysis of its connections to theatre pedagogy – and particularly to improvisational theatre – has so far been lacking. Through a literary-hermeneutic analysis, key philosophical and pedagogical concepts – especially those of Wolfgang Müller-Commichau, Martin Buber, Harald Høffding, and Jacob Levy Moreno – are examined in relation to one another and linked to theatre-pedagogical principles as formulated by Viola Spolin, Keith Johnstone, and Gunter Lösel. The analysis reveals that improvisational theatre is not merely a method but an ethical-aesthetic practice in which recognition, dialogue, and emotional competence become particularly tangible. The author’s original concept of the “principle of spontaneous recognition action” condenses these theoretical interrelations into a heuristic model that describes the interplay between attitude and action in adult education. It offers a new perspective on the dialogical, intersubjective, and aesthetic dimensions of pedagogical practice and illustrates how educators can initiate processes of recognition through a humorous, spontaneous, and responsible stance. In doing so, the thesis contributes to the theoretical consolidation of the Adult Education of Recognition and provides an impulse for a form of education that, amid efficiency and digitalization, seeks to preserve the humanity, encounter, and poetry of learning.