Erfassung von Grenzzuständen und Nachweisführung geotechnischer Bauwerke mittels der Finite-Elemente-Methode
- Numerische Berechnungsmodelle wurden in den letzten Jahren zunehmend für
geotechnische Nachweise eingesetzt, da sie die Möglichkeit bieten, komplizierte
Systemgeometrien und realistische, nichtlineare Materialmodelle für den Boden
zu verwenden. In den geltenden Europäischen Normen gibt es hierzu kaum
Vorgaben, weshalb deren Neufassung numerische Verfahren als
Nachweismöglichkeit enthalten wird. Motiviert durch diese Entwicklung
beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Implementierung und
Modellierung verschiedener geotechnischer Randwertprobleme mittels der
Finite-Elemente-Methode.
Die Grundbruchsicherheit von Fundamenten kann mit numerischen Methoden
gut abgebildet werden. Trotz Modellierungsschwierigkeiten lässt sich der
Einfluss der Fundamentform über 3D-Modelle abschätzen und etablierte
Vorschläge zur Berücksichtigung der Auswirkungen der Lastexzentrizität
konnten verifiziert werden. Die Ergebnisse bestätigten außerdem, dass der
Ansatz, die Anteile des Grundbruchwiderstands getrennt zu berechnen und dann
zu überlagern, auf der sicheren Seite liegt. Zur Berücksichtigung seismischer
Belastungen wurde die klassische Grundbruchformel um seismische
Trägheitsfaktoren erweitert. Für Gründungen auf geschichteten Böden konnten
Werte aus früheren analytischen und numerischen Untersuchungen gut
reproduziert werden.
Gestützte Baugrubenwände wurden mit zwei verschiedenen
Nachweisalternativen numerisch analysiert: dem Material Factor Approach und
dem Effect Factor Approach. Für beide Varianten wurden die Schnittkräfte in
der Wand verglichen. Während an den Auflagern und entlang der Wandbettung
beide Methoden ähnliche Ergebnisse liefern, zeigen sich in den Feldmomenten
Unterschiede. Auch der Einfluss des Grundwassers wurde untersucht.
Die Umsetzung des räumlichen Erdwiderstands in numerischen Modellen ist
noch immer eine Herausforderung. Für den ebenen Zustand stimmen die
numerischen Ergebnisse sehr gut mit den analytischen Lösungen der Normen
überein. Einflussfaktoren auf die numerische Umsetzung von
Brückenwiderlagern wurden identifiziert. Dazu gehören die Netzfeinheit und die
Nachgiebigkeit der Flügelwände. Die Ergebnisse der Untersuchungen und die daraus abgeleiteten
Schlussfolgerungen können in der Praxis und für die weitergehende Analyse von
geotechnischen Bauwerken verwendet werden.
- Numerical calculation models have increasingly been used for geotechnical
verifications in recent years. They offer the possibility of capturing complicated
system geometries and realistic, non-linear material models for the soil. In the
applicable design standards there are only sparse specifications. The upcoming
editions of European design standards will include numerical methods for
verification. Motivated by this development, the present thesis deals with
implementing and modelling various geotechnical boundary value problems via
the finite element method.
The investigations carried out show that the safety of foundations against bearing
failure can be assessed using numerical methods. Despite some modelling
difficulties, the influence of the foundation shape can be estimated via 3D models.
Available, well-established proposals for considering the effects of load
eccentricity could be verified. The results also confirmed that the approach of
calculating the individual parts of the bearing capacity and then superimposing
them is on the safe side. To take seismic loads into account, the classical bearing
capacity formula has been enhanced by appropriate seismic inertia factors. For
foundations on stratified soils, values from previous analytical and numerical
studies could be reproduced well.
Propped excavation walls were analysed numerically using two different
verification alternatives: the material factor approach and the effect factor
approach. Sectional forces in the wall were compared for the two options. While
for the sectional forces at the various supports and along the wall embedment
both methods yield essentially similar results, differences appear in the values of
the field moment. The influence of groundwater was also investigated.
Implementing spatially distributed passive earth pressure in numerical models is
still challenging. For plane strain, the numerical results agree very well with
rigorous analytical solutions reproduced in the respective design codes. Factors
influencing the numerical implementation of bridge abutments were identified,
including the mesh fineness and the compliance of the wing walls.
The findings of the investigations and conclusions may be used in design practice
and for analysing other types of geotechnical structures.