Transversales Imprägnierverhalten textiler Verstärkungsstrukturen für Faser-Kunststoff-Verbunde
- Bei Harzinjektionsverfahren wird eine trockene Faserstruktur mit einem reaktiven
Harzsystem imprägniert, um einen Faser-Kunststoff-Verbund herzustellen. Dabei
gewinnen Verfahren an Bedeutung bei denen die Imprägnierung hauptsächlich
transversal, also senkrecht zur Bauteil- und Textilebene, stattfindet. Sie bergen im
Vergleich zur Imprägnierung in der Ebene ein großes Potenzial zur Fließweg- und
damit Zykluszeitreduktion. Allerdings behindern strömungsinduzierte Textildeformationen
die volle Ausschöpfung dieses Potenzials. Im Rahmen der Arbeit wurde ein
neues Messsystem entwickelt, welches die gezielte Untersuchung des transversalen
Imprägnierverhaltens von Textilien ermöglicht. Erstmalig wurde eine Dickenpermeabilitätsmessung
mit einer simultanen Echtzeiterfassung der strömungsinduzierten
Textilkompaktierung kombiniert. So konnte das Textilverhalten prozessnah untersucht
werden. Mit dem neuen Messsystem wurden anhand exemplarischer Textilien
(Glasfasergewebe und –gelege) zahlreiche Einflüsse auf das transversale Imprägnierverhalten
identifiziert. Diese ergeben sich aus dem Prozess (z. B. Injektionsdruck),
der Textilarchitektur (z. B. Garntiter) und dem Preforming (z. B. Bindern).
Vor allem konnte gezeigt werden, dass eine Erhöhung des Injektionsdrucks, aufgrund
von Textildeformationen, nicht zwingend zu einer Imprägnierzeitreduktion
führt. Unkenntnis über das transversale Imprägnierverhalten von Textilien stellt daher
ein großes Risiko für die Prozesseffizienz und –robustheit dar, denn meist werden
nicht die zykluszeitoptimalen Parameter gewählt. Hingegen kann entsprechendes
Know-How zur gezielten Parameterfestlegung genutzt werden. Die Parameterstudie
zeigt weiterhin auf, wie das transversale Imprägnierverhalten durch Anpassung der
Textilarchitektur oder gezieltes Preforming hinsichtlich einer minimalen Imprägnierzeit
optimiert werden kann. Die Ergebnisse wurden in Richtlinien für die Definition
von Prozess- und Materialparametern sowie für die Nutzung von Preformingtechnologie
für transversale Imprägnierprozesse zusammengefasst. Abschließend wurden
die entwickelten Richtlinien validiert, indem exemplarisch ein für Strukturbauteile typischer
Lagenaufbau anhand der Richtlinien angepasst wurde, um ihn hinsichtlich
des transversalen Imprägnierverhaltens zu optimieren.