Beitrag zur experimentellen und modellhaften Beschreibung der Gleitverschleißmechanismen kohlenstoffaserverstärkter Polyetheretherketon (PEEK) Verbunde
- Die Arbeit entstand vor dem Hintergrund, daß bestehende Verschleißmodelle sich nicht
beliebig auf jedes tribologische System übertragen lassen. Aus diesem Grund sollte auf Basis
der finiten Elemente ein Werkzeug zum grundlegenden Verständnis der Gleitverschleißmechanismen
geschaffen werden, welches systemunabhängig einsetzbar ist.
Zur Gleitverschleißmodellierung mit Hilfe der Methode der finiten Elemente (FE) mußte
vorab eine genaue Bestimmung der Verschleißmechanismen sowie der Materialkennwerte zur
Charakterisierung der Kontaktverhältnisse von Faser-Kunststoff-Verbund (FKV) / Stahl
Reibpaarungen durchgeführt werden. Die Reibungs- und Verschleißeigenschaften des
genannten tribologischen Systems wurden mittels Modellverschleißversuchen nach dem Stift-
Scheibe-Verfahren innerhalb eines Temperaturbereiches von Raumtemperatur bis T=180°C
bestimmt. Eine mechanische Charakterisierung erfolgte anhand von Zug-, Druck- und
Scherversuchen auf einer statischen Prüfmaschine. Die verschlissenen Probenoberflächen
wurden anschließend mit verschiedenen mikroskopischen Verfahren charakterisiert.
Wichtigstes Ergebnis dieser Untersuchungen war die starke Abhängigkeit des
Verschleißbetrages und der wirkenden Verschleißmechanismen von der Faserorientierung
und der Prüftemperatur.
Zur Berechnung der Spannungszustände im Reibkontakt wurde ein dreidimensionaler
anisotroper Kontaktalgorithmus entwickelt. Zur Überprüfung dieses Kontaktalgorithmus
wurden Kugeleindruckversuche an endlos kohlenstoffaserverstärktem PEEK durchgeführt. Es
konnte gezeigt werden, daß die Modellierung sehr gut mit den experimentellen Ergebnissen
übereinstimmte.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wurde dieser Algorithmus zur Modellierung der wahren
Kontaktverhältnisse herangezogen. Eine mikromechanische Charakterisierung der Materialien
sowie die Bestimmung der Verschleißmechanismen unter Einzelrauhigkeitsspitzenkontakt wurde mit Hilfe von Mikrohärteversuchen bzw. Kratzversuchen durchgeführt. Die Ergebnisse
der Spannungsanalyse bestätigen die experimentell ermittelten Versagens- bzw.
Verschleißmechanismen unter Belastung einzelner Rauhigkeitsspitzen. Im Falle normaler
Faserorientierung fanden Spannungsüberhöhungen in den Fasern und im Faser/Matrix-
Grenzbereich statt, welche zu Faserbruch und Faser/Matrix-Delamination führen können. Unter paralleler und antiparalleler Faserorientierung wurden die Fasern hauptsächlich
Biegung ausgesetzt. Weiterhin herrschten im Faser/Matrix-Grenzbereich Scherspannungen,
die zu Faser/Matrix-Delamination führen.
Eine Modellierung des thermischen Verhaltens einer CF/PEEK - Stahl - Reibpaarung zeigte,
daß im Kontaktbereich Schmelztemperaturen vorliegen können. Weiterhin war eine starke
Abhängigkeit des Wärmeflusses von der Faserorientierung zu verzeichnen. Anhand der
Definition von Peclet-Nummern für anisotrope Verbundwerkstoffe konnte, abhängig von der
Faserorientierung, zwischen langsam und schnell gleitenden Reibpaarungen unterschieden
werden.
Es konnte gezeigt werden, daß sich mit Hilfe der Methode der finiten Elemente über
herrschende Spannungszustände in sehr guter Annäherung die Gleitverschleißmechanismen
von CF/PEEK - Stahl - Reibpaarungen beschreiben lassen. Letze Aufgabe bleibt nun die
Bestimmung einer Kenngröße zur Abschätzung des Materialverschleißes in Abhängigkeit von
den Spannungszuständen im Mikrobereich.
- Background of this work was the fact, that existing wear models are not applicable to all
common tribological systems. For that purpose, based on the Finite Element Method, a tool
should be created, independent of tribological systems, which is able to interpret the basic
wear mechanisms of two rubbing bodies.
To model the sliding wear by the aid of the Finite Element Method (FEM), a detailed
investigation of the existing wear mechanisms and the material properties to characterise the
contact conditions between fiber reinforced polymers-steel-sliding pairs, had to be performed.
The friction and wear properties of such a tribological system were evaluated by wear tests
based on the pin-on-disc principle at temperatures varying from room temperature up to
180°C. A mechanical characterisation of the materials was done by tensile, compression and
shear tests. Furthermore, the worn surfaces of the specimens were investigated by several
microscopic methods. The main result of these investigations is focussed on the strong
dependence of the amount of wear and the wear mechanisms on the fiber orientation and the
testing temperature.
To calculate the stress state in the contact zone, a three dimensional anisotropic contact
algorithm was developed. To revise this contact algorithm, ball indentation tests on
unidirectional carbon fiber reinforced PEEK composites have been carried out. There was a
very good correlation between the experimental and the modelled results.
In the further lapse of this work, this algorithm was pulled up to model real contact states. A
micromechanical characterisation of the materials as well as the evaluation of the wear
mechanisms occurring under contact of a single roughness asperity were performed by microhardness
and scratch tests. The results of the stress analysis confirm the experimentally
detected failure and wear mechanisms under single roughness asperity loading respectively.Under normal fiber orientation overloading in the fibers and the fiber/matrix interface
occured, which leads to fiber cracking and fiber/matrix debonding. Under parallel and
antiparallel fiber orientation, the fibers were mainly subjected to bending. Furthermore, shear
stresses at the fiber/matrix interface can result in fiber/matrix debonding.
The results of the thermal model of the CF/PEEK-steel sliding pair could show, that in the
contact zone the temperature exceeds the melting temperature of the matrix. Additionally the heat flow was strongly influenced by the fiber orientation. The definition of Peclet numbers
for anisotropic composite materials could show, that, dependent on the fiber orientation, slow
and fast sliding systems had to be distinguished.
The present work could show, that the Finite Element Method is an appropriate tool to
charaterise sliding wear mechanisms by evaluating existing stress states in the contact zone of
two rubbing bodies. One last task is the determination of a characteristic parameter to estimate
the amount of wear as a function of the stress states in the micro-range.