IN2 - Innovative Formate zur Integration von Zuwanderern in Regionen mit hohen demografischen Herausforderungen

  • Durch die Zielsetzung des Projekts, in einem ganzheitlichen Ansatz Bleibefaktoren für Zuwanderer in ländlichen Räumen zu untersuchen und geeignete Lösungsansätze für deren Integration zu entwickeln, wird eine bisher in dieser Form kaum betrachtete Forschungslücke adressiert. Diese Nische zeichnet sich dadurch aus, dass im Vorhaben miteinander verbundene, jedoch bisher meist disziplinär bearbeitete Fragestellungen der Integrationsforschung, der Stadtplanung und der zukunftsfähigen Kommunalentwicklung bzw. kommunalen Nachhaltigkeit unter besonderer Berücksichtigung von demografischen Herausforderungen vereint werden. Diese inhaltliche Verschränkung spiegelt sich zudem auch in der interdisziplinären Vorgehensweise im Projekt wider. So werden die Fragestellungen des Vorhabens aus der Perspektive von und mit methodischen Zugängen aus den Sozial-, Wirtschafts- und Planungswissenschaften bearbeitet. Der von Beginn an starke und unmittelbare Einbezug der Kommunalpartner und weiterer praxisnaher Akteure stellt sicher, dass von Anfang an unterschiedliche wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Perspektiven sowie Praxiswissen in den Forschungsprozess integriert werden, um ein gemeinsames Problemverständnis und eine hohe Relevanz der Ergebnisse für die kommunale Praxis sicherzustellen. Zuwanderung an sich ist kein neues Phänomen in der Geschichte der Bundesrepublik, was sich in einer Vielfalt von Studien und Publikationen zu den Einflussfaktoren auf die Integration von verschiedenen Migrantengruppen (z.B. von „Gastarbeitern“ und ihren Familien, Aussiedlern und Spätaussiedlern aus Osteuropa, humanitären Migranten bzw. Flüchtlingen, Migranten in erster und zweiter Generation) widerspiegelt. Darüber hinaus existieren Studien zu einzelnen Aspekten der Integration wie der Teilhabe am Arbeitsmarkt, dem Schulsystem, der Integration in den Wohnungsmarkt oder auch standortbezogene Fallstudien. Diese Untersuchungen betrachten jedoch die allgemeine Integration von Zuwanderern, ohne auf die Besonderheiten von kleinstädtisch und ländlich geprägten Kommunen einzugehen. Diese Thematik wird in einer Studie der Schader Stiftung aufgegriffen, in der neben den Herausforderungen und Rahmenbedingungen in den Kommunen einige Aspekte bzw. Handlungsoptionen der Integration aufgezeigt werden. Die besonderen Herausforderungen des demografischen Wandels für Kommunen sind ebenfalls Gegenstand zahlreicher Publikationen. Kleinstädtische und ländlich geprägte Kommunen sind besonders stark von diesem Megatrend betroffen, so dass in vielen Fällen auch deren Zukunftsfähigkeit bedroht sein kann. Durch die Integration von Zuwanderern im ländlichen Raum können sich für die Kommunen Potenziale ergeben, die negativen Auswirkungen des Trends zum Teil aufzufangen. Aus einer stadtplanerischen Perspektive sind in Kommunen mit demografischen Herausforderungen im Sinne einer (stark) schrumpfenden Bevölkerung signifikante Anlässe zur baulichen Wiedernutzung von Brachflächen, zum Schließen von Baulücken oder zur Nachverdichtung im Bestand gegeben: Potentielle volkswirtschaftlichen Folgen sind zu erwarten, wenn sozialräumlich homogene Wohnungsbestände durch den Attraktivitäts- und Imageverlust von benachbarten Teilräumen mit hohen Wohnungsleerständen betroffen sind. Zudem gilt es, den betriebswirtschaftlichen (Kostenfaktoren) und städtebaulichen Auswirkungen entgegenzusteuern, um den potentiellen baulichen Verfall sowie stadtstrukturelle, funktionale und soziale Missstände zu verhindern. Eine effiziente Nutzung innerörtlicher Flächenressourcen, sowohl durch die Wiedernutzung von Brachflächen als auch durch die Reaktivierung von Wohnungsleerständen, ermöglicht es den Kommunen, die Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen zu reduzieren. Hierdurch kann den im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie formulierten Zielvorgaben der Reduzierung zusätzlicher Flächeninanspruchnahme Rechnung getragen werden. Ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden und die Begrenzung der Bodenversiegelung ist als städtebauliche Aufgabe durch die Bodenschutzklausel gemäß §1a Abs. 2 BauGB bestimmt. In Anpassung an die örtlichen und städtebaulichen Gegebenheiten sind anstelle der Neuausweisung von Bauflächen Möglichkeiten der innerörtlichen Entwicklung zu nutzen. Bei der Inanspruchnahme unbebauter Flächen ist darüber hinaus eine flächensparende Bauweise zu bevorzugen. Durch entsprechende Darstellungen und Festsetzungen in den Bauleitplänen kann dies erreicht werden, indem beispielsweise auf Darstellungen von (Neu-) Bauflächen in Flächennutzungsplänen verzichtet oder indem Höchstmaße der baulichen Nutzung für Wohnbaugrundstücke in Bebauungsplänen festgesetzt werden (§ 9 Abs. 1 Nr. 3 BauGB). Anstelle der Neuausweisung von Wohngebieten in siedlungsstrukturellen Randlagen stellt die Innenentwicklung für den Erhalt lebendiger Zentren und zur Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung im Sinne des §1 Abs. 5 BauGB dar. Als Voraussetzungen für die erfolgreiche Wiedernutzung innerörtlicher Flächen und baulicher Potentiale sind Kenntnisse der vorhandenen Innenentwicklungspotenziale und ihre Verfügbarkeit erforderlich. In einem geografischen Informationssystem (GIS) lassen sich nach dem gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Technik Brachflächen, Baulücken und Leerstände zentral erfassen. Zur Erhebung und Verwaltung von Wohnungsleerständen in einem kommunalen Leerstandskataster lassen sich im Wesentlichen folgende Methoden und Datenquellen nutzen: Die Analyse von Ver- und Entsorgerdaten (Strom/Wasser) stellen neben der Erhebung durch Ortsbegehungen (Inaugenscheinnahme von außen durch geschultes Personal), den Befragungen von Eigentümern, den statistischen Schätzverfahren (Wohnungsfortschreibung und Melderegister) bzw. den Befragungen kommunaler Funktionsträger (Ortsvorsteher, Bürgermeister) methodische Zugänge dar. Zur Verifizierung der Daten erfolgt eine Kombination der genannten Methoden. Dabei werden die ermittelten Leerstände mittels der Stromzählermethode durch zusätzliche Befragung von Wohnungsunternehmen/Eigentümern oder Ortsvorstehern ergänzt und plausibilisiert, quantitative Daten (zählerbasierte Methoden) werden durch qualitative Erhebungen (Befragungen) ergänzt. Da der Zugang zu diesen kommunalen Datenbeständen erschwert war, bediente sich die Forschungsgruppe der SeniorForschungsprofessur Stadtplanung an zugänglichen öffentlichen Daten (Zensus-Erhebungen zu den Wohnungsleerständen aus dem Jahr 2011) sowie kommerziell erwerbbaren Daten aus der Marktforschung (microm Geo-Milieus®), da diese empirisch abgesichert sind und im Kontext der Kommunalentwicklung vielfältig eingesetzt werden (z.B. Beteiligungsverfahren, Wohnbaulandentwicklung).

Download full text files

Export metadata

Metadaten
Author:Patrick Torakai, Gerhard Steinebach, Jan Frühauf
URN:urn:nbn:de:hbz:386-kluedo-62501
Parent Title (German):BMBF-Projektbericht
Series (Serial Number):Schriften zur Stadtplanung (21)
Editor:Gerhard Steinebach
Contributor(s):Patrick Torakai, Jan Frühauf
Document Type:Report
Language of publication:German
Date of Publication (online):2021/02/02
Year of first Publication:2020
Publishing Institution:Technische Universität Kaiserslautern
Creating Corporation:TU Kaiserslautern
Contributing Corporation:Institut für Technologie und Arbeit (ITA) e.V. (Verbundpartner)
Date of the Publication (Server):2021/02/03
Tag:Integration; Zuwanderung
GND Keyword:Integration innovativ
Page Number:68
Faculties / Organisational entities:Kaiserslautern - Fachbereich Raum- und Umweltplanung
DDC-Cassification:7 Künste und Unterhaltung, Architektur, Raumplanung / 710 Landschaftsgestaltung, Raumplanung
Licence (German):Creative Commons 4.0 - Namensnennung, nicht kommerziell (CC BY-NC 4.0)